Kurzbeschreibung
Die Begriffe des Seins, des Hierseins, des Daseins, der Existenz und Worte wie Lichtung und Metaphysik sind dem heutigen Leser sicherlich schwerer zu vermitteln als vielleicht noch vor acht Jahrzehnten, da eine gewisse Schwülstigkeit im Sprachlichen und Denken in Sphären, deren reale Bezüge häufig in Frage gestellt werden müssen, im 21.Jahrhundert weniger Anklang finden - ob dies für den Menschen und die Gesellschaft, in der er sich befindet, nun gut oder schlecht ist. Auch wenn der konkrete Lebensvollzug bei den Existenzphilosophen (Sartre, Jaspers, Husserl usw.) im Vordergrund zu stehen schien, immer leuchtet die Frage nach dem Sinn und Zweck des Seins auf und auch die, welche Rolle der Mensch in der Welt, dem Kosmos, einem Ganzen einnimmt und einnehmen kann. Es geht um geistige Orientierung, um die konkrete Stellung des Menschen und dessen, was er denkt oder denken könnte.
Die Metaphysik nimmt dabei innerhalb der philosophischen Arbeit eine zum einen anziehende, zum anderen erschreckende Rolle ein: Was sind die Grundstrukturen, was hinter dem uns real Erscheinenden das Dahinterliegende, was sind die inneren oder unsterblichen Kräfte - mal mit, mal ohne den Menschen und seine Existenz? Gibt es so etwas wie Existenz überhaupt oder doch nur Nichts? Viele Fragen, viele Antworten seit den Vorsokratikern, die, wenn überhaupt, letztlich nur eines gemeinsam hatten: Zum Vorschein bei all der Beschäftigung mit metaphysischen Fragestellungen und Problemen kam irgend eine Art Trieb zum Vorschein, irgend ein Wunsch, der im Menschen vorhanden zu sein schien und ihn immer wieder zum Handeln, zum Denken, zum Fragen und zur Tat antrieb. Ein Trieb oder eine Art Drang, der sich danach sehnte und sehnt, letztlich eine, letztlich die entscheidende Frage zu stellen und beantwortet zu sehen: Warum gibt es den Menschen und weshalb hat er gleichzeitig die Fähigkeit, über sein Dasein nachzudenken? Es mag eine schmerzliche Erkenntnis des Menschen sein: Aber entweder dieser Trieb bzw. Drang hat einen Sinn, dann hätte er auch einen Zweck, über den es sich nachzudenken lohnt. Oder es handelt sich um eine bösartige Gabe irgendeines Gottes oder um einen komischen Zufall des Kosmos, deren beider Sinn keiner wäre und deren beider Zweck nur Qualen für das Denken auslösen.
Mit seiner Antrittsvorlesung am 24. Juli 1929 in der Aula der Universität Freiburg im Breisgau unter dem Titel „Was ist Metaphysik“ tritt Heidegger als Nachfolger Husserls als Freiburger Professor auf die wissenschaftliche Bühne, zwei Jahre nach Erscheinen seines Hauptwerkes „Sein und Zeit“. Bereits seit Beginn seiner Lehrveranstaltungen macht Heidegger unter seinen Zuhörern auf sich aufmerksam, vor allem durch seinen rebellischen Gestus und durch seine persönliche Ausstrahlung.
Der Text „Was ist Metaphysik“ wurde im gleichen Jahr seiner Rede gedruckt (aber jeweils erweitert und mit einem Vorwort und einem Anmerkungsteil versehen, beides wurde nachträglich eingebunden und für nachfolgende Auflagen wieder verändert) und entfaltet - ausgehend vom Nichts - das metaphysische Fragen.
Die bisherige „Metaphysik habe zwar immer nach dem Wesen der Wirklichkeit und damit nach dem Sein des Seienden gefragt, das Sein als solches sei jedoch nie in das Blickfeld der metaphysischen Denker getreten“. Im Hintergrund leuchtet immer die für Heidegger wichtige Seinsvergessenheit auf. Was das alles ist, wie dies in seinem Vortrag beschrieben wird und wie dies heute bewertbar scheint, das ist Inhalt des vorliegenden Überblicks.